Ella - 09 - Ella und der Millionendieb by Carl Hanser Verlag

Ella - 09 - Ella und der Millionendieb by Carl Hanser Verlag

Autor:Carl Hanser Verlag [Verlag, Carl Hanser]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: kinder
Herausgeber: Carl Hanser Verlag
veröffentlicht: 2014-04-10T22:00:00+00:00


Und Ihnen immer eine Handbreit Torf unter den Holzpantinen!

Der Lehrer kehrte eindeutig mit neuem Schwung an die Arbeit zurück. Er strotzte nur so vor Eifer und Energie.

Aber auch der Vertretungslehrer kam am nächsten Morgen in die Schule. Er kam, um sich von uns zu verabschieden, und schenkte jedem zur Erinnerung einen Blumentopf, in den er ein Bäumchen gepflanzt hatte. Hanna bekam eine Eiche, Tiina bekam einen Ahorn, und ich bekam eine Birke. Timo bekam eine Kiefer, Mika eine Weide, der Rambo eine Tanne und Pekka einen Wacholder.

»Danke, dass ich euch unterrichten durfte«, sagte der Vertretungslehrer. »Ich bin mir sicher, ihr werdet weiter wachsen und gedeihen, und sehe euch schon vor mir als stolze, aufrechte Gewächse mit einem starken Stamm. Ihr werdet Wurzeln schlagen, und eines Tages wird es so weit sein: Ihr werdet genau solche Sprösslinge haben, wie ihr heute selbst welche seid.«

»Wir Fachleute hier an der Schule sprechen von Kindern«, bemerkte der Lehrer.

»Manchmal denke ich, ihr solltet vielleicht weniger sprechen und mehr tun«, sagte der Gärtner.

»Und ich denke, dass ich mich um die Kinder kümmere und Sie vielleicht um Rat bitte, wenn ich Petunien pflanzen möchte«, sagte der Lehrer.

»Ihnen allzeit Licht in der Krone!«, wünschte der Vertretungslehrer dem Lehrer zum Abschied.

»Und Ihnen immer eine Handbreit Torf unter den Holzpantinen!«, wünschte der Lehrer zurück.

Wir fanden es sehr schön, wie zwei so erfahrene Fachleute sich voneinander verabschiedeten.

Bevor er ging, sagte der Vertretungslehrer, dass wir ihn jederzeit in seinem Garten am Stadtrand besuchen dürften. Dort würde er nämlich bald anfangen, seinen Millionenwald zu pflanzen. Ihm fehle nur noch ein Geldgeber dafür.

»Unglaublich, was sie heutzutage für Knallerbsen auf schutzlose Kinder loslassen!«, schnaubte der Lehrer, als der Gärtner gegangen war. »Und jetzt Schluss mit dem Unsinn! Raus mit den Schulbüchern! Ich weiß, hier haben manche eine blühende Fantasie, aber ich dulde keine Auswüchse! Von heute an halten wir uns wieder an die Buchstaben. Die Buchstaben sind die Wurzel. Ohne Wurzeln kommen wir auf keinen grünen Zweig, und ein fauler Apfel verdirbt den ganzen Korb.«

Ich wunderte mich ein bisschen, dass unser normaler Lehrer auch so viel von der Gärtnerei verstand. Außerdem fand ich, dass er sich strenger anhörte als der alte Gärtner, aber vielleicht waren es auch nur die Nerven an seinem ersten Schultag nach der Schwangerschaft. Auf alle Fälle waren wir froh, dass er zurück war.

In der letzten Stunde an dem Tag sollten wir basteln.

»Wir basteln wie jedes Jahr Weihnachtswichtel aus Klopapierröllchen, Watte und Seidenpapier«, sagte der Lehrer. »Hanna und Ella holen bitte alles, was wir dafür brauchen!«

Auf dem Weg zum Raum für Bastelsachen mussten Hanna und ich lachen, weil wir genau wussten, dass von dem, was wir holen sollten, so gut wie nichts mehr da war.

Hanna fand dann wenigstens noch ein Klopapierröllchen. Ich fand nur zwei Knöpfe.

»Wo ist die Watte?«, wunderte sich der Lehrer.

Da sagten wir ihm die Wahrheit.

»Und der Kleber?«, fragte er.

Da sagten wir ihm die Wahrheit.

»Das Seidenpapier?«, fragte er.

Da sagten wir ihm die Wahrheit.

»Das ist ein Skandal!«, sagte er.

Dazu sagten wir nichts, weil wir nicht genau wussten, was ein Skandal war, und jetzt lieber nicht fragen wollten.



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